Die Kirchen in Liegnitz

Die Hauptkirche von Liegnitz ist die Peter-Paul-Kirche im Mittelpunkt der Stadt, am Friedrichsplatz. Ihr Bau geht auf das Jahr 1383 zurück, als man sie an Stelle einer schon früheren, kleinen Kirche errichtete. Sie galt als die Hauptkirche, von der Bürgerschaft mächtig und weiträumig erstellt, und kann wohl als das eigentliche Wahrzeichen von Liegnitz bezeichnet werden. Nach der Reformation wurde sie evangelisch. Im Volksmund nannte man sie auch "Oberkirche". Wer die Kirche heute sieht, dem kommt wohl kaum der Gedanke, dass sie bereits aus dem 14. Jh. stammt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sie 1892 zwei Jahre lang renoviert und dabei das verwitterte Mauerwerk mit roten Kunstziegelsteinen verblendet wurde. Nebenbei bekam sie ihren zweiten Turm und dazu ein Glockenspiel. Im Zuge dieser Kirchenerneuerung am Ende des 20. Jahrhunderts wurde auch das Hauptportal zwischen den Türmen umgestaltet. Die noch auf einem Holzstich von Theodor Blätterbauer um 1880 zu sehende Marienfigur hat man dabei entfernt und durch ein größeres Standbild Martin Luthers ersetzt. Seitlich des Portals gesellte man ihm auf Sockeln die Figuren von Melanchthon und Kurfürst Joachim II zu. Heute ist die Kirche wieder katholisch. Die links und rechts des Portals stehenden Statuen sind verschwunden und die alte Marienfigur nimmt wieder den Platz Luthers ein. Bei der Umgestaltung nach dem Krieg hat man allerdings den auf einem Fries deutlich sichtbaren Spruch Luthers: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen. Worms 1521" nicht entfernt. Ein Zeichen, dass man auch in Polen dem Gedanken der Ökumene offen gegenübersteht. Denn heute ist die Peter-Paul-Kirche Katholische Bischofskirche.

Die Kirche zu Unseren Lieben Frauen - das heißt Maria -, deshalb auch von vielen „Marienkirche“ genannt, wurde 1386 auf den Grundmauern einer 1335 durch Brand zerstörten romanischen Kirche, die schon zur Zeit der Mongolenschlacht 1241 stand, erbaut. Man nannte sie einfach „Liebfrauenkirche“ und im Volksmund "Niederkirche". In ihr ist 1522 die erste evangelische Predigt gehalten worden. Sie ist auch heute noch die Kirche für alle evangelischen Gläubigen in Legnica. Seit vielen Jahren versammeln sich alle ehemaligen Bewohner von Liegnitz, die zum jährlichen Erntedankfest Anfang Oktober in ihre Heimatstadt kommen, zur Feier dieses Festes und der Goldenen oder Diamantenen Konfirmation in dieser Kirche.
Pastor Wolfgang Meißler war ihr letzter deutscher Pastor bis er 1962 ausgewiesen wurde. und dann in Hamburg der Christophoruskirche Altona vorstand. Trotzdem galt weiterhin seine ganze Liebe und Kraft seiner Frauenkirche in Liegnitz und ihrer kleinen evangelischen deutschen Gemeinde. Ihm und der von ihm gegründeten "Schlesienhilfe PWM" verdankt diese Kirche, dass sie vor dem Verfall gerettet werden konnte. Unter anderem ist es sein Verdienst, dass die Kirchenfenster der Liebfrauenkirche wieder in ihrer alten Schönheit erstrahlen. Darüber hinaus unterstützte er aber auch sehr die Angehörigen der kleinen evangelischen deutschen Gemeinde seiner ehemaligen Kirche. Siehe auch die Webseite Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in Legnica/Liegnitz.
Kurz vor Weihnachten, am 20.12. 2006, verstarb Pastor Wolfgang Meißler nach einem erfüllten Leben und nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren in Hamburg. Er wurde in  Hamburg-Nienstedten unter großer Anteilnahme beigesetzt  Die „Schlesienhilfe PWM" wurde  nun in seinem Sinne von Pastor Michael Feige, Pastor in Tetenbüll auf der Halbinsel Eiderstedt, betreut. Als dieser verstarb, übernahm die Bundesgruppe Liegnitz e.V. diese Aufgabe. So lebt die von Pastor Meißler gegründete "Schlesienhilfe PWM" weiter. Spendenkonto: Kreissparkasse Düsseldorf, BLZ 30150200, Kto.-Nr.0003521952, Vermerk: Schlesienhilfe PWM.
Zu Ehren Pastor Meißlers wurde im Oktober 2009 durch die Stadt Legnica der Platz vor seiner Kirche in „Plac Pastora-Wolfganga-Maxa-Meißlera“ umbenannt.

Die dritte große doppeltürmige Kirche der Innenstadt von Liegnitz ist die Johanneskirche - auch Johanniskirche - nach Johannes dem Täufer benannt. Sie geht auf eine mittelalterliche Kirche zurück und wurde später die Hofkirche der in Liegnitz ansässigen Piastenherzöge. Deshalb befand sich auch die Gruft der Piasten in ihr. Nach dem Tod des letzten Piasten wurde sie 1675 der römisch-katholischen Kirche zurückgegeben und von den Jesuiten übernommen. Diese ließen sie abreißen und errichteten mit Hilfe eines Vermächtnisses des kinderlosen Ehepaares Sprintzenstein, das seine Standesherrschaft Deutsch-Wartenberg den Jesuiten übereignete, an ihrer Stelle eine prächtige Barockkirche, in die sie den gotischen Chor der alten Kirche mit einbezogen und zur Piastengruft umbauten. 1720 wurde der Bau vollendet. Die Kirche fügt sich sehr gut an das bereits 1706 fertig gestellte Kollegiatsgebäude, auch Jesuitenkolleg genannt, und ist dominierend im Barockviertel auf dem Stein- und Kohlmarkt.

Eine weitere Kirche in Liegnitz ist die St. Martinskirche an der Marthastraße. Sie wurde von der 1833 gebildeten Altlutherischen Gemeinde als Hauskirche des dort befindlichen Marthaheimes erbaut. Nach dem Krieg war sie die erste Kirche der deutschen evangelischen Restgemeinde bis zu ihrem Umzug in die Frauenkirche.

Aus dem 20. Jahrhundert stammen die beiden Kirchen in der Carthause, wie jener Stadtteil über der Katzbach genannt wurde, weil dort einst zwischen 1423 und 1547 ein Carthäuserkloster bestanden hat. Zum einen ist es die Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche, deren Bau in den Formen des 15. Jahrhunderts im neugotischen Stil errichtet wurde. Ihre Einweihung erfolgte am 9. Juni 1908 im Beisein Kaiser Wilhelm II. und des Prinzen Oskar.

Die zweite ist die Dreifaltigkeitskirche an der Jäger-, Zimmer- und Gutenbergstraße. Ihre Grundsteinlegung erfolgte 1902 und die Einweihung 1905.

Die Synagoge stand in der Bäckerstraße, Ecke Synagogenstraße, die später in Steubenstraße umbenannt wurde. Errichtet 1846 im byzantinischen Stil nach Entwürfen des Liegnitzer Stadtbauinspektors Kirchner durch Maurermeister Helmich und Zimmermeister Fiedler. Die Einweihung fand am 16. Juni 1847 durch Rabbiner Dr. Sachs aus Berlin statt. Der erste Seelsorger der jüdischen Gemeinde war Dr. Moritz Landsberg. Sein Nachfolger, Dr. Moritz Peritz starb 1930. Ihm folgten Rabbiner Joseph Schwarz,  Bernhard Wechsberg und Rabbiner Hamburger.
Über der Tür des Haupteingangs war in hebräischer Schrift, verdeutscht zu lesen: “ Dieses Haus, ein Haus der Verehrung und Anbetung des Höchsten geweiht, erbauten durch seine Gnade seine Verehrer und Diener, die israelische Gemeinde hierorts im Jahr 5606 nach Erschaffung der Welt und es war vollendet die ganze Arbeit am Hause Gottes 5607 nach Erschaffung der Welt.“ Des Weiteren sollen nach einer anderen Überlieferung  auch noch in hebräischer Schrift die besinnlichen Worte: „Wisse vor wem du stehst.“, zu lesen gewesen sein. In der Reichskristallnacht 9./10. November 1938 wurde die Synagoge in Liegnitz, von den nationalsozialistischen Machthabern angeordnet, durch Brandstiftung vernichtet.

Erich Stübinger